Alles super! Von wegen… Ist das Tanken kein wunderschönes Thema in den letzten Tagen? Da kann man wirklich mitreden. Mich erreichen inzwischen viele Mails, wie man den Spritkonzernen mal so richtig an ihre Tanksäule pinkeln könnte. Da sage einer, Spam wäre schrecklich. In Mails voller Information und Heiterkeit wird aufgezeigt, was man alles tun kann, um seine Tankrechnung zu senken. Experten stehen bereit für Ratschläge.

In meinem noch jugendlichen Leichtsinn wäre ich niemals darauf gekommen, einen großen Bogen um Zapfsäulen zu machen, weniger und gemütlicher zu fahren, langsamer zu reisen, den kürzesten Weg zu nehmen und sich immer vom Navigationsgerät leiten zu lassen, denn man verfährt sich ja so leicht heutzutage. Aber es gibt noch viel bessere Ideen...

 

Ratschläge sind auch Schläge

In einer E-Mail kam der Aufruf, ein Jahr lang die größten „Verzapfer“ Deutschlands zu boykottieren: Shell und Total. Wenn ich diese Mails an weitere 30 Leute weiterschicke und das dann auch jeder tut, entsteht daraus eine große Bewegung, wenn nicht gar eine Revolution libyschen Ausmaßes auf dem Tankstellenmarkt, die den Großen ordentlich ihren Tankrüssel verbiegen dürfte. Sie müssten dann ihre Preise senken. Doch darauf fallen die Kunden wegen ihres inzwischen gelernten aufrechten Ganges überhaupt nicht mehr herein. Also müssen die Multis den Spritpreis noch weiter senken, vielleicht auf 30 Cents, bis ein Dummer daher gefahren kommt und tanken muss. Wird aber nicht passieren, denn man ist ja so was von aufgeklärt… Bei den kleineren Tankstellen bilden sich dann Schlangen. 1,46 Euro – und keinen Cent mehr! Das haben wir uns ertrotzt...

Kleiner Tipp: Gründen Sie eine „Tankpartei“. Schreiben Sie auf die Wahlkampfplakate „Billig tanken ist Menschenrecht!“ und schaffen Sie damit den Sprung in den ersten Landtag. Dann dürfen Sie im Auto hinten rechts reisen – und die Benzinpreise können Ihnen völlig schnuppe sein.

Oh! Die Wettbewerbshüter sind aufgewacht. Sie vermuten, dass sich in der Treibstoffbranche ein Oligopol gebildet haben könnte. Es hätte ihnen auffallen können, wenn sie selbst tanken würden oder ihre Haushaltskasse schmaler geworden wäre. Eine Wette: Bis Nachweise über die vermutete Verschwörung erbracht sind, steht der Benzinpreis vielleicht schon bei fünf Mark. Und die Grünen hätten recht gehabt. Gedulden Sie sich noch etwas. Selbst wenn das Bußgeld für die Multis heftig ausfallen sollte, in wenigen Jahren ist der Euro sowieso kaum noch etwas wert. Und die Konzerne können die Millionenstrafe vielleicht sogar von der Steuer absetzen oder schlüpfen unter einen Schutzschirm.

 

And the winner is: The Staat

Das mit dem Oligopol ist eine interessante Angelegenheit. Übersetzt heißt dass, dass sich einige wenige Adressen den Markt aufgeteilt haben. Doch was ist das? Wer hat sich den Markt in Bezug auf die Steuern und Abgaben auf Kraftstoffe schon längst unter den Nagel gerissen? Sie liegen richtig! Jeder Liter Diesel bringt der Staatskasse 69 Cents oder umgerechnete 1,35 Mark. Beim Benzin für 1,47 Euro sind es sogar 89 Cents oder 1,74 Mark. Die Abgaben  auf Kraftstoffe sind heute höher als damals die Preise fürs Tanken. Für eine grüne Politik tut man das doch gerne, so der erste Einwand eines nicht genannten Lesers dieser Zeilen. Richtig! Und das Geld kann gut gebraucht werden – schließlich müssen tiefe Löcher gestopft werden, womit nicht die Schlaglöcher aus dem Winter 2010/11 gemeint sind. Und wenn Sie wirklich den Euro retten wollen: Tanken Sie!

Das mit dem Tanken ist inzwischen ein gesellschaftlich anerkannter Aufreger. Hinter den gestiegenen Preisen wird also ein Kartell vermutet. Aber warum ziehen die Ölpreise so weit nach oben? Das liegt an einem weiteren Kartell, der OPEC. Sie bestimmt maßgeblich die Förderung am Weltmarkt. Doch dem nicht genug: Es gibt ein weiteres Kartell: Die Notenbanken: Sie bestimmen den Preis für das Geld. Sie sind die wahren Spekulanten, wenn sie darüber befinden, wieviel Geld auf eine immerhin doch begrenzte Ölmenge trifft.

Nun, was kann man machen? Nichts! An Tipps wird es in den kommenden Tagen sicherlich nicht mangeln. Die einen werden sagen, man solle Benzin-Zertifikate kaufen. Andere empfehlen Ölaktien. Weitere Experten werden Ihnen Öl-Futures ans Herz oder ins Depot legen. Dabei kommt niemand auf die Idee, das Auto einfach stehen zu lassen, Fahrten einzuschränken und auf diese Art und Weise die Wirtschaftskasse zu entlasten.

Ob aus der Bewegung „Stuttgart 21“ eine „Zapfsäule-21“-Bewegung entsteht? Eher nicht. Doch die Zahl der Aufregerthemen steigt beharrlich und damit die Suche nach den Antworten. Man wird dahinter kommen, wer und was wirklich dahinter steckt. Später. Bis dahin brauchen Sie noch etwas Geduld – und eine dicke Brieftasche.

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